Die Augenvorsorgeuntersuchung ist eine der wichtigsten Vorsorgeuntersuchungen, die wir für unsere Gesundheit vornehmen sollten. Vorsorgeuntersuchungen dienen der Frühsterkennung von Augenerkrankungen.
Darüber hinaus sind unsere Augen auch ein Fenster in unseren Körper - viele Allgemeinerkrankungen (z.B. Diabetes mellitus, Hypertonie) werden im Lauf einer Augenvorsorgeuntersuchung oftmals erstmalig diagnostiziert.
Die meisten Augenerkrankungen, die unser Augenlicht massiv bedrohen, verlaufen schleichend, schmerzlos und symptomlos. Sie werden deshalb sehr lange nicht wahrgenommen. Wenn die ersten Symptome, oftmals Verschlechterung des Sehvermögens, bemerkt werden, ist die Erkrankung zumeist schon fortgeschritten.
Schäden an den Sehzellen der Netzhaut oder am Sehnerven sind irreversibel. Sehzellen und Sehnervenfasern können sich nicht regenerieren, es ist auch nicht möglich, sie zu transplantierten. Da man einen aufgetretenen Schaden nicht therapieren oder reparieren kann, gilt es eine Schädigung vorsorglich zu verhindern.
Im letzten Jahrzehnt hat es in der Augenheilkunde einen enormen Innovationsschub bei Diagnostik und Therapie gegeben. Dank der enormen technischen Entwicklungen ist es in vielen Fällen möglich, Augenerkrankungen bereits in einem Frühststadium zu erkennen und rechtzeitig Maßnahmen oder Therapien einzuleiten.
Dadurch kann das Fortschreiten der Erkrankung und damit irreversible Schäden mit Sehverschlechterung verhindert oder zumindest verzögert werden.
Bei jeder Augenvorsorgeuntersuchung wird auch die Netzhaut untersucht.
Dabei werden auch eventuell Tumore, wie das Aderhautmelanom, oder Netzhauterkrankungen, auch solche im Rahmen von Allgemeinerkrankungenwie Diabetes mellitus, Hypertonie, Stoffwechselerkrankungen oder Rheuma entdeckt und einer Behandlung zugänglich gemacht.
Auf welche Erkrankungen wird bei Augenvorsorge besonders geachtet?
Glaukom (Grüner Star)
Das chronische Glaukom ist eine unbemerkt langsam fortschreitende Erkrankung der Sehnerven. Die Sehnervenfasern werden dabei immer dünner und sterben zusehends ab.
Die Folge sind Ausfälle bis hin zu einem völligen Verfall des Gesichtsfeldes und damit eine funktionelle Erblindung des Auges. Bei der Vorsorgeuntersuchung wird in der Familienanamnese darauf geachtet, ob ein erhöhtes Risiko für Glaukom anzunehmen ist.
Die Untersuchungen beinhaltet:
Messung des Augeninnendrucks
Inspektion des vorderen Augenabschnitts sowie
Untersuchung des Sehnervenkopfes (Papille des N. Optikus)
Bei Verdachtsmomenten können weiterführende Untersuchungen folgen:
Tagesdruckkurve (mehrmalige Augeninnendruckmessung zu verschiedenen Tageszeiten)
OCT, HRT (lasergesteuerte Vermessung des Sehnervenkopfes)*
Fotodokumentation der Papille zur Verlaufskontrolle*
Gonioskopie
(*diese Untersuchungen werden nicht von allen Krankenkassen übernommen und sind Privatleistungen)
Laut WHO (Weltgesundheitsorganisation) wird ab dem 40.Lebensjahr einmal jährlich eine Vorsorgeuntersuchung in Hinblick auf Glaukom dringend empfohlen.
Netzhauterkrankungen
AMD - Altersbedingte Makuladegeneration
Bei der altersbedingten Makuladegeneration kommt es durch Verfall der Sehzellen in der Netzhautmitte (Makula - Stelle des schärfsten Sehens) zu einer zunehmenden Sehverschlechterung des zentralen Sehens. Symptome sind Probleme beim Lesen, Buchstaben und Linien sind gekippt. Weiter tritt ein grauer Fleck in der Mitte des Gesichtsfeldes auf. Es ist unmöglich einen Gegenstand oder einen Punkt anzuschauen oder zu fixieren. Die Lesefähigkeit nimmt weitgehend ab. Das periphere Gesichtsfeld dagegen bleibt erhalten, die Umgebung im Raum kann damit wahrgenommen werden. Es wird also nie "ganz finster"- wovor die meisten Menschen die größte Angst haben.
Bei einer ausgeprägten Makuladegeneration sind Patienten aber durch den Verlust des zentralen Gesichtsfeldes im täglichen Leben ständig auf fremde Hilfe angewiesen.
In der Anamnese (Beurteilung der gesundheitlichen Vorgeschichte) wird besonders nach familiärer Vorbelastung als auch auf den jeweiligen Lebensstil und Begleiterkrankungen eingegangen.
Die Untersuchung umfasst:
einen genauen Sehtest inklusive Nahvisus
Amsler-Test
eine eingehende Untersuchung der Netzhautmitte mit Speziallinsen
Bei Verdachtsmomenten folgt eine spezielle Untersuchung des zentralen Gesichtsfeldes, die Untersuchung der Netzhautschichten mittels OCT*, Fluoreszenzangiographie und Fotodokumentation.
Netzhauterkrankungen bei Systemkrankheiten wie Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) und Hypertonie (hoher Blutdruck)
Diabetes mellitus und Hypertonie können schwere Schäden an den Blutgefäßen der Netzhaut und an der Netzhaut selbst verursachen. Nur Vorsorgeuntersuchungen der Netzhaut können diese rechtzeitig erkennen und Schäden verhindern.
Nicht selten wird im Rahmen von Augenvorsorgeuntersuchungen überhaupt erstmals vom Augenarzt die Verdachtsdiagnose Zuckerkrankheit oder hoher Blutdruck gestellt und an Allgemeinmediziner oder Internist weiterverwiesen.
Vorsorgeuntersuchung der Netzhaut bei hochgradiger Kurzsichtigkeit
Bei hochgradiger Kurzsichtigkeit ist der Augapfel zumeist zu lange gewachsen und die Netzhaut daher unter Zug und verdünnt. Das Risiko von Netzhautrissen (latenten Netzhautdefekten) mit Gefahr einer nachfolgenden Netzhautabhebung ist erhöht.
Einmal jährlich sollte bei höhergradiger Kurzsichtigkeit auch ohne Symptome eine Vorsorgeuntersuchung der Netzhaut vorgenommen werden. Bei Symptomen (Blitze, schwarze Flecken und Punkte) sollte diese sofort erfolgen.
Augenvorsorgeuntersuchung bei Kindern
Die Augenuntersuchung im frühesten Kindesalter ist die wichtigste Vorsorgeuntersuchung im Leben eines jungen Menschen.
Sie sollte um das zweite Lebensjahr durchgeführt werden und ist im Mutter-Kind-Pass vom 22.- 26. Lebensmonat vorgesehen. Bis zum zehnten Lebensjahr sollte bei jedem Kind ein Mal jährlich eine Kontrolluntersuchung durchgeführt werden.
Das Sehvermögen der Kinder entwickelt sich erst in den ersten zehn Lebensjahren. Den größten Entwicklungsschub erfährt das Sehen im ersten Lebensjahr, den nächsten bis zum sechsten Lebensjahr. In den ersten sechs bis sieben Lebensjahren wird das scharfe Sehen zentral erlernt.
Kinderaugen müssen im wahrsten Sinn des Wortes erst das Sehen erlernen. Diese Entwicklung kann durch verschiedene Faktoren erschwert oder erheblich gestört werden.
Eine häufige Störung ist das Vorliegen eines höheren Sehfehlers - zumeist eine hohe Weitsichtigkeit und ein Astigmatismus (Hornhautverkrümmung).
Besonders gravierend und schädigend ist ein Unterschied in der Höhe des Sehfehlers zwischen beiden Augen. Das Auge mit dem höheren Sehfehler ist benachteiligt und wird im Sehzentrum nicht trainiert und erlernt daher das Sehen nur ungenügend. Das Auge wird und bleibt schwachsichtig (amblyop). Diese Schwachsichtigkeit ist irreparabel. Der Mensch bleibt das ganze Leben funktionell einäugig, mit schweren Konsequenzen für Berufswahl und Lebensqualität.
Die gleiche Schwachsichtigkeit resultiert auch, wenn ein Auge schielt. Das schielende Auge wird nicht trainiert und wird amblyop.
Besondere Aufmerksamkeit ist bei einem Mikrostrabismus geboten. Dabei ist das Schielen so gering, dass es im täglichen Leben überhaupt nicht bemerkt werden kann. Gerade dieses geringe Schielen eines Auges führt in weiterer Folge oft zu schwerer Schwachsichtigkeit.
Selten aber doch liegen eine angeborene Katarakt, eine angeborene Ptosis oder auch Tumore der Netzhaut vor. Auch diese können lange unbemerkt bleiben, wenn keine Augenvorsorgeuntersuchung bei Kindern durchgeführt wird.
Im Mutter-Kind-Pass sind zwei Augenvorsorgeuntersuchungen vorgesehen:
Mutter-Kind-Pass Untersuchung 1: 10. bis 14. Lebensmonat und
Mutter-Kind-Pass Untersuchung 2: 22. bis 26. Lebensmonat
Besonders die Untersuchung um das zweite Lebensjahr ist von großer Bedeutung.
Hier wird ein genauer Schielstatus erhoben und mittels Skiaskopie objektiv exakt die Brechkraft der Augen ("die Dioptrien", auch des Astigmatismus) bestimmt. Weiters werden die Augen inklusive Netzhaut untersucht.
Dabei ist es unerlässlich, dass die Augen der Kinder eingetropft werden, da das Auge sonst spontan reagieren würde und ein Sehfehler nicht beurteilt werden könnte. Dabei werden die Pupillen erweitert und die Akkomodation der Augen ausgeschaltet. Nur so kann ein Sehfehler exakt bestimmt und Unterschiede zwischen beiden Augen festgestellt werden.